Max Targ

Max Targ

In diesem Monat soll in unserer Reihe kein Musiker, Komponist oder Wissenschaftler vorgestellt werden, sondern ein Förderer des Musiklebens: Der US-Amerikaner Max Targ (1895 – 1989) rief 1950 die Organisation „AMLI – Americans for a Music Library in Israel“ ins Leben, die in den 27 Jahren ihres Bestehens das Musikleben in Israel – und damit auch die jüdische Musik – entscheidend gefördert hat.

In dem seiner ersten Frau Fannie gewidmeten Buch „The AMLI Story“ von 1976 zeichnet Max Targ die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte dieser Organisation nach (1). Targ, in Polen geboren, war in leitender Position in der Musikbranche tätig – bei der Großhandelsfirma Targ & Dinner, Inc. in Chicago. Während des Zweiten Weltkriegs war er „the official representative of the entire music industry in dealings with the government“ (S. 20). Der zionistischen Bewegung nahestehend, lernte er Israel erstmals im Mai 1950 kennen, bei einer Reise, die er gemeinsam mit seiner Frau Fannie unternahm (S. 6f). Dank seiner Verbindungen kam er in Israel sogleich mit Repräsentanten des Musiklebens und des Bildungs- und Kulturministeriums in Kontakt. Als er hörte, das Land habe keine für den Musikbetrieb geeignete Bibliothek, entstand die Idee zu „AMLI“. Und als er bei einem Konzert mit Leonard Bernstein in Jerusalem die unzulängliche Qualität des Konzertflügels bemerkte, versprach er dem Land einen Steinway-Flügel – ein Versprechen, das er bereits im September desselben Jahres, nach seiner Rückkehr in die USA, einlöste (S. 10f).

„AMLI – Americans for a Music Library in Israel“ konnte bereits am 26. Oktober 1950 gegründet werden: „Its purpose is to promote, encourage, and render financial and other assistance to musical education in the State of Israel, later amended to include the United States“ (S. 19). Max Targ fand zahlreiche Unterstützer aus der Musikbranche und aus verschiedenen Organisationen.

Zur Förderung von „AMLI“ in den USA wurden „Salons“ durchgeführt – monatliche, später vierteljährliche Treffen mit Musikbeiträgen und Vorträgen zu Israel und zu Musikthemen (S. 22ff). In Israel wurden die Aktivitäten über das Bildungs- und Kulturministerium koordiniert (S. 28ff).

Mit Hilfe von „AMLI“ wurden neun Musikbibliotheken in Israel unterstützt, darunter die 1950/51 gegründete „AMLI Central Music Library“ in Tel Aviv; sie erhielten Notenausgaben, Bücher, Zeitschriften, aber auch Tonträger und Hörstationen. Aufgrund des hohen Bedarfs im jungen Staat Israel lieferte „AMLI“ auch eine große Zahl an Musikinstrumenten und Zubehör. Max Targ fasst 1976 in seinem Rückblick zusammen:

„It is a known fact in Israel that were it not for AMLI, Israel would not enjoy its present music life. AMLI made possible the formation of hundreds of bands, orchestras, chamber groups, and ensembles that would otherwise not exist. AMLI furnished all the instruments for the army band, the police band, the Gadna Youth Orchestra, and the National Opera House, and gave many instruments to outstanding Israeli symphony orchestras, including the Israel Philharmonic, Tel Aviv Youth, Haifa Symphony, and others.
It has been said publicly on many occasions, and it has never been disputed, that there is hardly a school, kibbutz, moshav, community center, social or entertainment institute in Israel that has not benefited in some measure from AMLI gifts.“ (S. 29)

Im März 1970 beschließt der Staat Israel hohe Einfuhrzölle. Langwierige Verhandlungen, für „AMLI“ eine Ausnahmeregelung zu erreichen, scheitern. „AMLI“ beendet daraufhin die Instrumentenlieferungen und konzentriert sich auf die Unterstützung der Musikbibliotheken, zudem werden Stipendien für junge Musikerinnen und Musiker vergeben (S. 29f).

Die Musikwissenschaftlerin Edith Gerson-Kiwi, deren (Teil-)Nachlass im EZJM verwahrt wird, stand mit Max und Fannie Targ seit dem ersten Besuch des Ehepaares in Israel in Kontakt. In ihrem Nachlass findet sich Korrespondenz mit Max Targ ab 1968, auch die Durchschrift eines Textes „My Memoirs about Max Targ and Fanny“, datiert 27.2.75, wenige Monate nach dem Tod von Fannie Targ niedergeschrieben. Aus den Unterlagen geht hervor, dass Gerson-Kiwi über „AMLI“ Anfang der 1950er Jahre ein Aufnahmegerät für ihre Feldforschungen auf dem Gebiet der jüdischen und orientalischen Musik erhielt (vgl. S. 64). Dieses Gerät war 1975 noch funktionstüchtig, allerdings technisch überholt.

Die Korrespondenz weist wiederholt auf die persönlichen Begegnungen zwischen Edith Gerson-Kiwi und Max Targ während seiner Israel-Reisen hin. Der Briefwechsel wird auch nach der Auflösung von „AMLI“ im Jahr 1977 fortgeführt. Max Targ unterstützt in den 1980er Jahren die Einrichtung eines Musikinstrumenten-Museums in der – nun so bezeichneten – „AMLI Central Library for Music and Dance“ in Tel Aviv. Es ist diese Bibliothek, an die Edith Gerson-Kiwi im Jahr 1982 ihre umfangreiche private Musikinstrumenten-Sammlung (mit Instrumenten vor allem aus Asien und Afrika) übergibt (2).

Max Targ stirbt im Alter von 93 Jahren (3). Dass sein Engagement auch Enttäuschungen und schwierige Phasen mit sich brachte, ist im Vorwort seiner „AMLI Story“ nachzulesen (S. xii). Ein weiteres Zitat aus einem Kapitel, das mit den materiellen und ideellen Früchten die positiven Seiten der Arbeit für und von „AMLI“ darstellt, sei hier an den Schluss gestellt:

„Israel is a nation that loves and craves music. There is an inherent desire for music among Jews, and it plays an important role in every phase of their lives. Jews are a singing people from early infancy. They sing when they pray and study Torah, when they eat and drink. Sages have said that music helped Jews to sustain and endure the extraordinary trials, tribulations, and persecutions they have suffered throughout history.
Nowhere are parents more conscious of the values and importance of a musical education than in Israel. [...]“ (S. 32).

Susanne Borchers (2015)

 

Max Targ

Bibliographische Angaben

(1) auf dieses Buch beziehen sich die folgenden Seitenangaben im Text:
Targ, Max: The AMLI Story. A Dream Come True, Evanston 1976.
EZJM-Signatur: A2 3 AML

(2) Die Dokumente zu dieser Übergabe sind ebenfalls Teil des Nachlasses von Edith Gerson-Kiwi im EZJM.

(3) vgl. den Nachruf in der Chicago Tribune vom 21.02.1989:  http:// articles. chicagotribune. com / 1989-02-21 / news / 8903070040 _ 1 _  music - library - tel - aviv - libraries (Abruf 26.06.15).

Zuletzt bearbeitet: 29.03.2022

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