Jüdische Persönlichkeiten
Röhrbein: Jüdische Persönlichkeiten in Hannovers Geschichte
So mancher Gast der Villa Seligmann, der anlässlich eines Konzertes, eines Vortrages, einer Ausstellung oder einer Führung das wieder in alter Pracht erstrahlende Wohnhaus von Siegmund Seligmann und seiner Familie in Hannover betreten und bei dieser Gelegenheit auch etwas über die Geschichte dieses bedeutenden Unternehmers und hannoverschen Ehrenbürgers erfahren hat, mag „Lust auf mehr“ bekommen haben: Welche jüdischen Persönlichkeiten prägten die Geschicke von Hannover mit, hinterließen ihre Spuren in unserer Stadt und auch weit darüber hinaus?
Einen kenntnisreichen Überblick bietet dieses bereits vor 15 Jahren erschienene Buch des ehemaligen Direktors des Historischen Museums Hannover Dr. Waldemar R. Röhrbein, Autor und Mitautor namhafter Veröffentlichungen und Standardwerke zur Geschichte Hannovers. Nach einem Abriss über die wechselhafte Geschichte der Juden in Hannover seit dem Mittelalter nähert sich der Autor dem Thema mit dem etwas provokant betitelten Kapitel „Welches sind jüdische Persönlichkeiten – nur durch Straßennamen oder Stadttafeln Geehrte?“ Im Erscheinungsjahr 1998 gab es in Hannover 20 Straßen, die nach jüdischen Bürgern und Bürgerinnen benannt bzw. wieder benannt waren. Doch in diesem Buch wird den Lebenswegen einer weit größeren Anzahl durch ihre Leistungen zu Ansehen gelangter jüdischer oder getaufter jüdischer Menschen nachgegangen, die in Beziehung zu Hannover standen – „sei es, daß diese hier geboren wurden, hier aufwuchsen, hier wirkten, hier starben oder sonst eine persönliche Beziehung zu Hannover hatten“, wobei der Autor klarstellt, dass sich seine Spurensuche im vorliegenden Band auf Angehörige der höheren Kreise beschränkt.
Eingebunden in den jeweiligen historischen Kontext und unter Einbeziehung der wenigen noch vorhandenen steinernen Zeugnisse ehemaligen jüdischen Lebens in Hannover, werden in knapper Form die spannenden Lebenslinien jüdischer Persönlichkeiten aus den Bereichen Wissenschaft, Philosophie, Literatur, Musik, darstellender und bildender Kunst, Journalismus sowie Politik und Wirtschaft nachgezeichnet wie auch deren Beziehungen untereinander und zu vielen anderen Personen der Stadtgeschichte. Historische Aufnahmen und bildliche Darstellungen von Menschen und Orten illustrieren den Text.
Ein Personenregister am Ende des Buches erleichtert das Nachschlagen (wobei die jüdischen Persönlichkeiten an den nachgestellten Lebensdaten zu erkennen sind), das den einzelnen Kapiteln zugeordnete Literaturverzeichnis mag denjenigen Lesern und Leserinnen Anregungen geben, die durch das Buch neugierig geworden sind, weiterzulesen und noch mehr über einzelne hier Dargestellte zu erfahren.
Hinweis: Laut Verlagsankündigung wird es in Kürze eine überarbeitete und erweiterte Neuausgabe des Buches beim Lutherischen Verlagshaus geben. So könnte für historisch Interessierte auch ein Reiz darin liegen zu verfolgen, welche neuen Forschungsergebnisse es seit der Erstausgabe gibt.
Vera Ibold (2013)
Zuletzt bearbeitet: 29.03.2022
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